Fotografie

Tutorial Bildaufbau



Kaum hat sie ne Kamera, fängt sie schon wieder an den Oberlehrer rauszuhängen. Aber ich kann nicht anders: Ich erkläre gar zu gern. Und angesichts der immens gewachsenen Gemeinde der Hobbyfotografen fühle ich einen starken Drang grundlegende Gestaltungsregeln zu erklären.

Thema Bildaufbau: Man sieht häufig einen schlechten Bildaufbau, und alle technischen Finessen einer Digicam können daran nichts ändern. Dabei ist es ganz einfach: Stellt es euch wie bei einer Waagschale vor: Wenn das Hauptmotiv zu „schwer“ wird, kippt das Bild. Easy as pie.

Ich habe ein paar Beispielbilder gemacht. Aber zunächst meine erste kleine Liste der wichtigsten Bildelemente, ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Verständlichkeit. So seh ich das:

  • Hell-Dunkel-Werte
  • Gewicht des Hauptmotives
  • Tiefenschärfe

Häufige Anfängerfehler bestehen darin, dass ein Motiv dem Fotografen gut gefällt, er aber dem Hintergrund keinerlei Beachtung schenkt. Ich habe darum auf die Schnelle ein „Modell“ hergnommen, welches schön still hält und grad im Garten rumlag:

Blöderweise habe ich auf die Schnelle keinen Hintergrund gefunden, der die gleichen Helligkeitswerte wie die Schnecke hat. Stellt euch vor, die Wand ist genauso beige *hihi*
Kein Kontrast zum Motiv. Doof.

Besser wäre das:

Sieht man, oder? Das Grün und die Schatten „rahmen“ das Motiv quasi ein. Aber so sieht es noch langweilig aus.

Geben wir dem Motiv Gesellschaft:

Warum habe ich nun die Schnecke ganz nach rechts gerückt? Ich zeige euch noch ein Bild:

Dazu habe ich eine Schema-Zeichnung gebastelt:

Stellt euch wieder die Waage vor: Wenn ich die Schnecke nach rechts rücke (weil sie in der Bildmitte so langweilig ausschaut) dann braucht sie ein Gegengewicht. Ob das nun 1 oder 2 Kugeln sind ist wurscht, aber die Kugeln verhindern, dass das Bild nach rechts kippt.

Spielen wir mit dem Format des Bildes. Es gibt Hoch- und Querformate. That´s it. Wer quadratische Bilder macht, der will so tun als hätte er eine analoge Hasselblad – darüber lache ich ja nur! Über das Bildformat ließe sich ein eigenes Tutorial schreiben, also beschränken wir uns hier nur mal auf ein einziges Beispiel:

Hier wurde der ganze Blumenpott gleich mitfotografiert. Dabei kommt unser drittes Gestaltungselement ins Spiel: Die Tiefenschärfe. Die kennt ja nun wirklich JEDER Hobbyfotograf. Sie ahmt unsere Sehgewohnheiten nach, täuscht einen dreidimensionalen Raum vor und ist nur mit der Blendeneinstellung zu erreichen. Große Blende (=kleine Zahl) macht vorne scharf, hinten unscharf. Optische Gesetze. Und immer nett damit zu spielen. Will ich also ein atmosphärisches Bild, bau ich viiieeel Tiefenschärfe ein. Wieder easy as pie.

Hier ist mehr Tiefenschaärfe zu sehen, weil ich näher rangegangen bin.:

Aber dafür ist der Bildaufbau verhuntzt. Die Schnecke ist wieder in der Mitte gelandet, und die ursprünglichen Gegengewichte nur angeschnitten. Das gefällt MIR überhaupt nicht! Schlechtes Bild!

Besser wird unsere geliebte Tiefenschärfe bei Detailaufnahmen und Portraits, hier ein Portrait einer Blume, die vielleicht ein paar Gartenfans kennen könnten, eine Kartoffel:

Seht ihr die Tiefenschärfe? Und beachtet den Bildaufbau: Dezentrales Hauptmotiv mit Gegengewicht. Nicht spektakulär, aber harmonisch. Für Kartoffelfans ein Hingucker.

Nochmal den Bildaufbau, um euch die Gewichtung noch einmal zu verdeutlichen:

Sieht man, oder?  (OK, ich habe euch gefoppt, das war jetzt sehr offensichtlich…hehe)

Im Fotorausch der Morgensonne habe ich dann noch ein völlig sinnfreies Bild im Gegenlicht gemacht, Tiefeschärfe top, Schärfe… na ja.. und Bildaufbau verbesserungswürdig. Aber schön knallig:

Bildaufbau: Die oberen Samenkapseln könnten einen Tick tiefer sein, ihr „Gewicht“ läuft ein bisschen aus dem Ruder. Aber ich kann noch so grade damit leben. Ich wollte nun mal die zentrale Blüte in der Mitte haben, über solche Details kann man endlos streiten. Die Kapseln bilden dabei auch eine Linie, was sowieso immer nett ist.

Mit meinem Normalobjektiv stoße ich nun an die Grenzen im Makrobereich, und die Schärfe ist unbefriedigend. Aber das ist eine andere Geschichte.

PS: Obige Fotos sind übrigens die allerallerersten EVER, die ich ohne die geringste Nachbearbeitung aus dem Kamera-Ordner ins Internet geladen habe. Ein Nikon-Programm hat die jpg´s runterskaliert und das wie ich finde recht gut. Kein stundenlanges Rumgehampel mit photoshop mehr, mit meiner neuen Nikon geht das. Ich grinse jetzt grade sehr sehr breit. 🙂

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