Was treibt heutige Gartenfans immer wieder dazu, mit allen anderen Garteninhabern mit Hang zum Gemüse in einen jährlichen Tomaten-Wettstreit zu treten?

Wer hat die meisten Sorten, dicksten Früchte, höchsten Erträge?

Es geht schon im Februar los. Die Tomatenprofis haben schon lange vorher ihre Samen im Internet bestellt. Nun wird sortiert und gesichtet, was das Zeug hält. Denn im März fällt der Startschuss: Ab in die Erde!

Dann wird den Samen mit künstlichem Licht und Wärme vorgegaukelt, dass sie sich im sonnigen Süden befinden und es Zeit wird die ersten Keimblätter aus dem leicht bedeckten Erdreich zu schieben.

Ich habe das ganz entspannt erst im April getan, und hatte sofort das Gefühl hinterherzuhinken.

Meine Tomatensamen, liebevoll 2 Jahre zuvor aus eigenen Tomaten ausgewaschen und getrocknet, erblickten also im April das noch spärliche Licht der Welt. Als meine Tomatenpflänzchen stolze 10 cm groß waren, hatten Forenkollegen im gartenforum bereits zum zweiten Mal umgetopft. Ich hechelte immer hinterher.

Hektisch wurde es, als meine Babies  nach einem ersten Umtopfen nach mehr Erde und größeren Pötten verlangten… weil ich kaum einen der winzigen Pflänzchen wegwerfen wollte, habe ich sage und schreibe 20 Pötte bepflanzt. Macht ihr mal 20 große Kübel voll Erde/Kompost/Sand und alten Bettfedern (meinem neuen Geheimtipp zur Resteverwertung zwecks Düngung). Ich habe mehrere Tage und unzählige Schubkarrenfüllungen gebraucht um die Töpfe zu füllen. Mein Garten sah aus als hätte jemand ein paar Hühner gerupft, denn die blöden Federn flogen wer weiß wo hin, nur nicht in die Erdmischung.

Nachdem ich diesen Kraftakt erledigt hatte, habe ich die restlichen Pflänzchen wahllos in Beeten verteilt, mit dem Effekt dass nun an seltsamen Stellen im Garten kleine Tomatenpflanzen stehen….

Außerdem habe ich 2 riesige Kübel mit meiner magischen Erdmischung gefüllt und Wildtomaten eingepflanzt. Einige weitere wilde Tomaten kamen in ein Beet, wo sie seitdem fröhlich in den Rasen wuchern. Alles nur mal so zum ausprobieren. Später wurde ich dann nochmal schwach und habe mit einer Dame in der Nachbarstadt via Internet Tomaten getauscht… es kamen 4 weitere Kübel hinzu.

Summasummarum hatte ich dann gefühlte 100 Kübel, gezählte 30-oder-so. Ach ja, mein Nachbar schenkte mir noch 6 abgehalfterte Tomatenpflänzchen, die er nicht mehr unterbringen konnte, also komme ich dieses Jahr auf cirka 35-36 Pötte mit Tomaten, inclusive Mörtelwannen. Die Beete zähle ich schon gar nicht mehr mit.

Später kamen noch ein paar kleine Pflänzchen hinzu, weil ich einem Tipp aus dem Forum folgend ein paar ausgegeizte Triebe aus den Blattachseln in ein Wasserglas gestellt hatte. Die bekommen innerhalb kürzester Zeit neue Wurzeln und können als neue, kleine Tomatenpflanze in den Topf oder Beet:

Um alle Standorte ums Haus mal durchzutesten stehen die Pötte nun in alle Himmelsrichtungen, außer nach Norden, logisch. Unter Dachvorsprüngen, an Wänden, in voller Sonne im Freiland, kaum ein Fleckchen blieb ohne Tomaten.

Und dann kam der Regen.

Ihr habt gewiß schon mitbekommen, dass es in Deutschland seit Wochen regnet. Etwas zeitversetzt hatten wir im letzten Jahr ein ähnliches Wetter. Dabei sind mir alle, wirklich alle (damals gekauften) Tomaten vergammelt. Auch die F1-Hybrid-Tomate die angeblich (!) braunfäule-restistent sein sollte. Wusste die Tomate nix von und wurde braun.

Ich armes Hascherl habe nun mal kein Gewächshaus, und wer nun behauptet es sei ja ein Klacks sich einen Unterstand für Tomaten selbst zu bauen, der kann gerne vorbeikommen und es mir zeigen. Bitte!

So müssen also alle meine Tomaten dem Wetter trotzen. Trotz Regen habe ich unzählige Gießkannen ums Haus geschleppt, weil diese blöden Topftomaten zwar von oben klatschnass werden, aber durch ihr Blätterdach nichts davon nach unten durchlassen. Lediglich die Tomaten im Beet brauchen kaum gewässert zu werden, machen dafür aber dieses Jahr mit Schnecken Bekanntschaft.

Und letzte Woche, Mittwochnachmittag, war es so weit: Ich fand erste braune Flecken an den Ochsenherz-Tomaten. Wirklich von einem Tag auf den anderen kam die Braunfäule zu meinen Tomätchen.

Bemerkenswert war, dass der Tag zuvor sehr sonnig gewesen war und meinen Pflanzen zugesetzt hatte, alles hing abends welk zu Boden (und wurde natürlich umgehend gewässert). Am Tag drauf schüttete es aus Kübeln. Solche Schwankungen sind nie gesund.

Wer Tomaten anbaut kennt diese gefürchtete Krankheit, erst werden Stengel braun, Blätter ebenfalls, und die noch grünen Früchte bekommen braune, harte-glänzende Verfärbungen die sich schnell ausbreiten. Bereits rote Früchte vergammeln ebenfalls. Bei mir hat auch das Pflücken noch tadelloser grüner Früchte zwecks Nachreifen nie etwas gebracht: Ist die Fäule einmal da, vergammelt die augenscheinlich gesunde Frucht beim Nachreifen.

So sieht ein Braunfäule-Fleck am Stiel aus:

Wie ihr euch denken könnt, markiert der weiße Kreis die braune Stelle. Seit ich das Foto gemacht habe wurden die restlchen Stengel mehr und mehr braun, und von den hier noch wunderschön gesunden Früchten habe ich 4 entsorgen müssen, der Rest gammelt grade draußen vor sich hin. Ich habe alle erkrankten teile abgeschnitten, aber geholfen hat es bisher noch nie.

Jaja, die Hoffnung stirbt zuletzt, ich lasse dran was noch grün ist, vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.

Erstaunlicherweise halten die Cocktailtomaten noch ganz gut durch. Die stehen an der Ostwand. Der erste Gammel trat an der Südseite des Hauses auf. Ein nach Westen gestellter Topf sieht tadellos aus. Liegt es am Licht/Regeneinfall/an der Sorte? Jeder Gärtner weiß, dass es Tomaten gibt die für das Freiland besser geeignet sind. Darum auch mein diesjähriger Test mit den Wildtomaten. Aber die werden kaum größer als eine kleine Murmel, sind zwar kerngesund, aber nicht so der kulinarische Hit.

Durch den Vergleich mit den Wildtomaten und einigen ausgepflanzten Beet-Tomaten ohne Stütze habe ich dieses Jahr gelernt, wie Tomaten natürlicherweise wachsen: Als Busch schieben sie ihre Triebe ebenerdig durch die Rabatten. Recht hübsch anzusehen, aber auch leichte Beute für alles was da kreucht und fleucht.  Ich sag das böse Wort: Schnecken. (Ich habe eben 10- ungelogen 10- dicke fette Schleimmonster von einem einzigen Kohlkopf gepflückt)

Was mir also der Regen und die Schleimer übriglassen, dass werde ich genießen. Im Supermarkt hätte ich die Tomaten billiger bekommen. Aber das hätte keinen Spaß gemacht. 🙂

Nächstes Jahr baue ich nur noch Freilandsorten an. Und ich wette dann scheint den ganzen Sommer die Sonne!

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PS: Den Wettbewerb „Wer hat die meisten Tomatensorten?“ kann ich nicht gewinnen. Ich hatte 2011 nur diese: Cocktail, Ochsenherz, Feuerwerk (getauscht), Wildtomaten, Marmande und Gigante(vom Nachbarn). Für Tomatenfreaks ist das so gut wie gar nix.







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