larp/mittelalter

Roleplayconvention Köln 2012



Ich bastele, nähe, male Nägel an, kaufe MakeUp und benutze es nicht, häkle und ich larpe. Wer das nicht kennt: LARP ist die Kurzform für „Live Action RolePlay“ und hat tausend Facetten, aber im Prinzip verkleidet man sich und schlüpft in eine fiktive Rolle.

Begonnen hat das ganze Hobby irgendwann in den 80ern (wikipedia wird das genauer wissen) mit ein paar Pen-and-Paper-Spielern, die einfach mal Lust hatten ihr Hobby in die „wirkliche“ Welt zu transferieren. Was ist nun wieder Pen-and-Paper werdet ihr euch fragen. Nun, das wiederum sind Spieler, die an einem Tisch sitzen und Geschichten nach- und erspielen. Tun sie das mit Spielbrettern, kleinen Männekes und Würfeln OHNE teils vorgegeben und teils erspielten Handlungsfaden, dann heißen sie Tabletop-Spieler. Alles klar?

Wie dem auch sei, Larper sind ein eigenes Völkchen. Und „Völker“ kann man wörtlich nehmen. Es gibt an Rassen und Klassen, was die Fantasywelt hergibt. Seit einigen Jahren auch futuristische Genres, allen voran Star Wars oder die Endzeitspieler (siehe Bild oben links (klickt drauf für groß)), erfundene Geschichte (alternate history) wie z.B. Steampunk. Parallel dazu Gegenwartsstories, beliebt bei richtigen Kerlen sind vor allem fiktive Kriesszenarien bis hin zu Zombiejägern.

Wenn Larp in den Anfängen eher mittelalterlich angehaut war, so bedient sich die Larpwelt mittlerweile jedes- und ich meine jedes- erdenklichen Szenarios. Ich werde hier und heute nicht danach fragen, was moderne Menschen dazu treibt, sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen, und als Waldschrat, Pirat oder in voller, aber unechter Kampfmontur durch den Wald zu rennen. Und: Man muss das mal ausprobieren, um zu wissen ob einem das Hobby liegt oder nicht.

Die Roleplayconvention RPC, die alljährlich in den Kölner Messehallen stattfindet, bedient die Larp-Klientel, zu der auch ich gehöre. Ein kleiner Teil der Messe wandte sich sogar an Computerzocker, denn wer schon larpt, der hat auch meistens einen Hang zu Online-Rollenspielen. Ich selbst spiele/spielte World of Warcraft (85er Nachtelfenjägerin- jupp, langweiliger Kram) und Runescape (kennt keine Sau). Für diese Gamer wurde zwar wenig geboten, aber das war nach meinem Geschmack auch genug.

Neben all den bekannten Gruppierungen durfte ich auf der RPC auch neue kennenlernen. Allen voran die Piraten von *Name wird nachgereicht*, bei denen mein ganz lieber Freund Helmut mitmacht. (links)

Hachz, die sind fesch.

(Ja ich weiß: Meine Bildunterschriften versauen alle Bilder, aber ich wollte das mal konsequent durchziehen heute. Entschuldigung.)

Die Piraten haben auf den RPC für zukünftige Aktionen und Conventions geworben, eine Piraten-Show aufgeführt und eine eigene Band an den Start gebracht. Ich hatte im Publikum eine Menge Spaß, vor allem als irgendwelche komischen Figuren vor der Bühne ein Tänzchen machten:

Leute gibt´s… 😉
Und was haben bloß Kerle mit langen Haaren und großen Hut? Ich weiß es nicht, aber sogar wenn er ein dreckverschmiertes Gesicht hat, kommt Frau auf ganz komische Gedanken, oder?

Wehe eine hier sagt jetzt was anderes! Aber gut, genug von dem Piratenvolk, er gibt auch Larper, die sich ordentlich kleiden und waschen *grins*. Und damit man trotzdem wieder authentisch stinkt, sorgt man für schweißtreibende Aktivitäten. Wie zum Beispiel mittelalterliche Tänze. Ok, die jüngeren Tänzer mögen es locker weggesteckt haben, aber mich haben ein paar Runden „Chapelloise“, „Tourdion“ und „Traubentritt“ ziemlich aus der Puste gebracht. Ich habe garantiert morgen Muskelkater. Drum habe ich mich auch in der X-ten Runde ausgeklinkt und lieber ein paar verwackelte Fotos gemacht:

Die verschleierte Dame in der Mitte ist meine liebe Freundin Natalie, ein totaler MA-Tanzmaniac, ihres Zeichens Tanzmeisterin in wer-weiß-wievielen Larpgruppen (ich übertreibe ein bisschen, aber sie liebt dieses Hobby) Wer noch nie solch einen Kreistanz mitgemacht hat, der hat etwas verpasst im Leben! Das macht solch irren Spaß, und ist wirklich anstrengend- einen besseren Sport gibt es garnicht!

Ich hatte ja eben von den Ursprüngen des Larp erzählt, den Pen-and-Paper sowie dem Tabletop. Ich dachte immer, wo es doch jetzt das schöne tolle Larpen gibt, sterben diese Genres aus. Ich weiß auch nie, was erwachsene Menschen dazu bringt, sich an einen Tisch mit skurillen Dioramen (Modell-Landschaften) und winzigen Figürchen zu setzen.

Darum betrachte ich es als einen Glückfall, dass ich heute auf der RPC zufällig einen uralten Bekannten traf, der für einen Kölner Tabletop-Ausstatter gearbeitet hat. Eigentlich ist er dort Kunde, aber er half  interessierten Spielern durch die ersten Schritte eines solchen Tabletop-Spiels.

Ich habe eine Weile gelauscht, aber fand die Einstiegsspielzüge dann zu langatmig, wenn man selbst nicht teilnimmt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das Genre nicht mal eingehender kennenlernen möchte. Immerhin basieren alle modernen Onlinegames wie WoW auf diesen Tabletops, nur das dort die Spielzüge von der Software dargestellt und berechnet werden. Was die Tabletops den Onlinegames auf jeden Fall voraus haben, ist der reale Kontakt mit realen Menschen. Auf jeden Fall ein absoluter Pluspunkt!

Am gleichen Stand war ein Modellbauer, der mich gebeten hatte, sein komplettes Spielfeld zu knipsen. Er murmelte etwas von „Size DOES matter“. Klar, wer hat denn so viel Platz für ein Spielbrett???

Aber im  Ernst: Der Mann hat echt Talent! Falls er jemals hier liest (eher unwahrscheinlich): Den komischen facebook-Namen, den Du mir gegeben hast finde ich nicht. Schade.

Schaut euch mal sein Werk aus der Nähe an:

Krass. Ich hätte stundenlang fotografieren können, aber es gab noch so viel mehr zu sehen und zu besprechen… ich könnte noch endlos weitererzählen. Aber das erspare ich euch, ich hoffe es war auch für Nicht-Larper ein bisschen interessant.







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