Seit ich ins Haus meiner Oma eingezogen bin, habe ich mir große Mühe gegeben den Garten und seine Funktionsweise zu verstehen. In diesem Jahr habe ich es aufgegeben. Das Gartenhobby braucht viele Jahre, um es wirklich zu erlernen und verstehen.
Auf dem Weg durch Gemüse, Obst, Blumen und Kräuter habe ich dennoch so Vieles gelernt, was mir den Blick auf ganz einfache Dinge am Wegesrand geöffnet hat. Wenn man einmal weiß, wie unsere heimische Wildkräuter aussehen, dann sieht man sie überall.
Die erste Blume, die mir auffiel und seitdem überall begegnet, ist die Nachtkerze. Nachdem ich gelesen hatte, dass sie nicht nur Heilkräfte hat, sondern die Blüten auch eine gute Salatbeilage hergeben, habe ich versucht sie in meinen Beeten anzusiedeln. Ich habe 2 Jahre gebraucht, aber letztes Jahr haben einige bei mir geblüht. Die Pflanzen, die ich heute fotografiert habe sind deren Kinder.
Das Faszinierende an der Nachtkerze ist nicht nur ihre Heilkraft, über die ich mich hier als absoluter Laie nicht auslassen möchte. Was ich so erstaunlich finde ist ihre clevere Nutzung einer ökologischen Nische: Als Nachtblüher lockt sie Nachtfalter an und hat somit der Konkurrenz am Tag etwas voraus.
Da sie in der Nacht mit Blüten und Duft die bestäubenden Insekten anlockt, kann man im Sommer allabendlich ein wunderschönes Schauspiel an der Nachtkerze beobachten: Die äußere Hülle der reifen Knospe scheint regelrecht unter Spannung zu stehen, und beginnt in der Dämmerung aufzureißen. So bald dies geschieht, geht alles sehr schnell: Die Hülle reisst immer weiter auf und die Blüte im Innern beginnt sich zu entfalten.
Anders als bei anderen Blüten benötigt man das keinen Zeitraffer, das ganze Schauspiel ist innerhalb weniger Minuten beendet. Als ich im vergangenen Jahr das erste Mal sah, wie sich die Blüten pünktlich zur Dämmerung öffnen, habe ich im Anschluss meine Nachtkerzen jeden Abend besucht. Dieses Jahr versuche ich euch zu zeigen, wie in etwa dieses kleine Wunder ausschaut. Im dritten Foto unten sieht man, wie die Blüte sich in der Knospe windradartig zusammengefaltet hatte.
Die Blüten im Bild, die so traurig und schlapp herunterhängen, sind die Blüten der letzten Tage. So scheint die Pracht der Nachtkerze zwar auf den ersten Blick sehr vergänglich, aber man sieht oben auch schon viele neue Knospen nachwachsen, so dass die Nachtkerze den ganzen Sommer über blüht, mit immer neuen Blüten.
Ich habe zum Thema heute auch einen kleinen Film gemacht, nix Dolles. Ich habe auch gepfuscht, denn ich wollte nicht die halbe Nacht im Filmstudio verbringen und die Welt mit einem Nachtkerzen-Zeitraffer beglücken- die gibt es nämlich schon längst. Am Ende des Films trete ich den Beweis an, dass Nachtkerzenblüten essbar sind.
Durch diese Pflanze fiel mir auch bereits vor Jahren schon auf, dass man entlang unserer Autostraßen und Autobahnen zahlreiche Kräuter finden kann. Allen voran die Nachtkerze. Ihr leuchtendes Gelb füllt im Juni und Juli die Randstreifen unserer NRW-Autobahnen. Sogar bei 140 km/h kann man sie in dichten Gruppen stehen sehen. Häufig sehe ich auch hierzulande die schönen Königskerzen stehen, die mannshoch werden und wie ein umgedrehter Kronleuchter ausschauen. Goldruten und Wegwarten stehen im Juli an Straßenrändern schon in den Startlöchern. Wilde Möhren blühen spät im Jahr, wer aber weiß wie die Blätter aussehen kann sie jetzt schon überall sehen. (Und nein- sie schmecken nicht)
Ich möchte niemanden einladen, sich nun an Rastplätzen oder an der nächsten Hauptstraße auf Kräutersuche zu begeben. Man muss genau wissen, was man vor sich hat, sonst könnte man sich durch giftige Pflanzen ernstlich gefährden! Unsere Wälder stehen voller Tollkirschen, Fingerhüten und Schierling. Die meisten kann man gut auseinanderhalten, aber Letzterer jagt sogar mir Angst ein, da die Verwechselungsgefahr mit einigen Wildpflanzen (Giersch, wilde Möhre, Kerbel) für das ungeübte Auge gegeben ist.
Darum habe ich mir immer wieder alte Heilkräuter für den Garten gekauft, um zu lernen wie sie wachsen. Eine Pflanze sieht im Jahreskreislauf immer wieder anders aus, und es ist unglaublich faszinierend festzustellen, mit welchen Strategien manche Kräuter und Pflanzen vorgehen. Da werden hunderte von Samen den ganzen Sommer über produziert, andere schleudern ihr Saatgut mit ausgeklügelten Mechanismen weit von ihrem Standort fort. Man kann manche Pflanzen über die Jahre regelrecht wandern sehen! Wer nicht nur auf seine Samen setzt, der benutzt Wurzelwerk und oberirdische Ausläufer, um sich fort zubewegen.
So finde ich jedes Jahr den hübschen Gundermann überall dort, wo Ecken und Blumentöpfe ihm einen Schlupfwinkel überlassen:
Die herzförmigen Blätter des alten Heilkrautes sind für mich eine Bereicherung des Gartens, und tauchen jedes Jahr woanders auf. Nicht selten hat er vergessene Blumentöpfe besiedelt, welche ich dann auf exponierter Position zur Schau stelle: Gartendesign zum Nulltarif.
Da mich die überlieferten Heilpflanzen besonders interessieren, habe ich seither vieles in meinem Garten eingekauft. Leider hat mich auch so manches schon wieder verlassen. Herauszufinden, welches Kraut an welcher Stelle am besten gedeiht scheint ein Unterfangen auf Lebenszeit zu sein. Mein heutiger Augenmerkt liegt auf einem alten Bauernkraut, dem Mädesüß
Ich hatte sie seinerzeit gepflanzt, um sie auf ihre Tauglichkeit für meine Kräuterküche zu testen. Bisher wuchs sie recht zögerlich, hat mich aber am lebenden Objekt gelehrt, wie sie in allen Phasen der Jahreszeiten aussieht. Nur so war es nun dieses Jahr möglich, dass ich sie überall entdecke, meist in schattigen Waldrändern und bisher immer am Straßenrand. Eine traurige einsame Blüte steht in meinem Gärtchen:
Doch nur wenige hundert Meter die Straße runter stehen Massen davon! Heute habe ich mein Mädesüß erstmals auf seine Tauglichkeit als Teepflanze getestet, und für gut befunden. Sie schmeckt wirklich lecker und soll gegen alle möglichen Zipperlein helfen.
Ohne meine domestizierte Pflanze im Garten hätte ich niemals die wilden Varianten gefunden!
Ich habe euch nun zugetextet mit einem raschen Querschnitt durch meinen Garten. Aber die Botschaft, die mir so wichtig ist, will ich schon seit langer Zeit überbringen:
Wer einen kleinen Flecken Erde beackern kann, der sollte sich heimischer Kräuter annehmen. Sie säen, pflanzen, hegen. Ihren Wuchs kennenlernen, in allen Monaten des Jahres. Und auf diese Weise lernen, dass wir überall von ihnen umgeben sind. Auf der Autobahn und in Straßenritzen. Man muss nur einmal die Augen öffnen, was uns alles von der Natur quasi frei Haus geboten wird. Ich habe wertvolle Pflanzen wie Johanniskraut und Katzenminze schon in Mauerritzen und Bordsteinen der Großstädte gefunden.
Man muss nur wissen wie sie aussehen, und dann die Augen offen halten.
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Seit ich ins Haus meiner Oma eingezogen bin, habe ich mir große Mühe gegeben den Garten und seine Funktionsweise zu verstehen. In diesem Jahr habe ich es aufgegeben. Das Gartenhobby braucht viele Jahre, um es wirklich zu erlernen und verstehen.
Auf dem Weg durch Gemüse, Obst, Blumen und Kräuter habe ich dennoch so Vieles gelernt, was mir den Blick auf ganz einfache Dinge am Wegesrand geöffnet hat. Wenn man einmal weiß, wie unsere heimische Wildkräuter aussehen, dann sieht man sie überall.
Die erste Blume, die mir auffiel und seitdem überall begegnet, ist die Nachtkerze. Nachdem ich gelesen hatte, dass sie nicht nur Heilkräfte hat, sondern die Blüten auch eine gute Salatbeilage hergeben, habe ich versucht sie in meinen Beeten anzusiedeln. Ich habe 2 Jahre gebraucht, aber letztes Jahr haben einige bei mir geblüht. Die Pflanzen, die ich heute fotografiert habe sind deren Kinder.
Das Faszinierende an der Nachtkerze ist nicht nur ihre Heilkraft, über die ich mich hier als absoluter Laie nicht auslassen möchte. Was ich so erstaunlich finde ist ihre clevere Nutzung einer ökologischen Nische: Als Nachtblüher lockt sie Nachtfalter an und hat somit der Konkurrenz am Tag etwas voraus.
Da sie in der Nacht mit Blüten und Duft die bestäubenden Insekten anlockt, kann man im Sommer allabendlich ein wunderschönes Schauspiel an der Nachtkerze beobachten: Die äußere Hülle der reifen Knospe scheint regelrecht unter Spannung zu stehen, und beginnt in der Dämmerung aufzureißen. So bald dies geschieht, geht alles sehr schnell: Die Hülle reisst immer weiter auf und die Blüte im Innern beginnt sich zu entfalten.
Anders als bei anderen Blüten benötigt man das keinen Zeitraffer, das ganze Schauspiel ist innerhalb weniger Minuten beendet. Als ich im vergangenen Jahr das erste Mal sah, wie sich die Blüten pünktlich zur Dämmerung öffnen, habe ich im Anschluss meine Nachtkerzen jeden Abend besucht. Dieses Jahr versuche ich euch zu zeigen, wie in etwa dieses kleine Wunder ausschaut. Im dritten Foto unten sieht man, wie die Blüte sich in der Knospe windradartig zusammengefaltet hatte.
Die Blüten im Bild, die so traurig und schlapp herunterhängen, sind die Blüten der letzten Tage. So scheint die Pracht der Nachtkerze zwar auf den ersten Blick sehr vergänglich, aber man sieht oben auch schon viele neue Knospen nachwachsen, so dass die Nachtkerze den ganzen Sommer über blüht, mit immer neuen Blüten.
Ich habe zum Thema heute auch einen kleinen Film gemacht, nix Dolles. Ich habe auch gepfuscht, denn ich wollte nicht die halbe Nacht im Filmstudio verbringen und die Welt mit einem Nachtkerzen-Zeitraffer beglücken- die gibt es nämlich schon längst. Am Ende des Films trete ich den Beweis an, dass Nachtkerzenblüten essbar sind.
Durch diese Pflanze fiel mir auch bereits vor Jahren schon auf, dass man entlang unserer Autostraßen und Autobahnen zahlreiche Kräuter finden kann. Allen voran die Nachtkerze. Ihr leuchtendes Gelb füllt im Juni und Juli die Randstreifen unserer NRW-Autobahnen. Sogar bei 140 km/h kann man sie in dichten Gruppen stehen sehen. Häufig sehe ich auch hierzulande die schönen Königskerzen stehen, die mannshoch werden und wie ein umgedrehter Kronleuchter ausschauen. Goldruten und Wegwarten stehen im Juli an Straßenrändern schon in den Startlöchern. Wilde Möhren blühen spät im Jahr, wer aber weiß wie die Blätter aussehen kann sie jetzt schon überall sehen. (Und nein- sie schmecken nicht)
Ich möchte niemanden einladen, sich nun an Rastplätzen oder an der nächsten Hauptstraße auf Kräutersuche zu begeben. Man muss genau wissen, was man vor sich hat, sonst könnte man sich durch giftige Pflanzen ernstlich gefährden! Unsere Wälder stehen voller Tollkirschen, Fingerhüten und Schierling. Die meisten kann man gut auseinanderhalten, aber Letzterer jagt sogar mir Angst ein, da die Verwechselungsgefahr mit einigen Wildpflanzen (Giersch, wilde Möhre, Kerbel) für das ungeübte Auge gegeben ist.
Darum habe ich mir immer wieder alte Heilkräuter für den Garten gekauft, um zu lernen wie sie wachsen. Eine Pflanze sieht im Jahreskreislauf immer wieder anders aus, und es ist unglaublich faszinierend festzustellen, mit welchen Strategien manche Kräuter und Pflanzen vorgehen. Da werden hunderte von Samen den ganzen Sommer über produziert, andere schleudern ihr Saatgut mit ausgeklügelten Mechanismen weit von ihrem Standort fort. Man kann manche Pflanzen über die Jahre regelrecht wandern sehen! Wer nicht nur auf seine Samen setzt, der benutzt Wurzelwerk und oberirdische Ausläufer, um sich fort zubewegen.
So finde ich jedes Jahr den hübschen Gundermann überall dort, wo Ecken und Blumentöpfe ihm einen Schlupfwinkel überlassen:
Die herzförmigen Blätter des alten Heilkrautes sind für mich eine Bereicherung des Gartens, und tauchen jedes Jahr woanders auf. Nicht selten hat er vergessene Blumentöpfe besiedelt, welche ich dann auf exponierter Position zur Schau stelle: Gartendesign zum Nulltarif.
Da mich die überlieferten Heilpflanzen besonders interessieren, habe ich seither vieles in meinem Garten eingekauft. Leider hat mich auch so manches schon wieder verlassen. Herauszufinden, welches Kraut an welcher Stelle am besten gedeiht scheint ein Unterfangen auf Lebenszeit zu sein. Mein heutiger Augenmerkt liegt auf einem alten Bauernkraut, dem Mädesüß
Ich hatte sie seinerzeit gepflanzt, um sie auf ihre Tauglichkeit für meine Kräuterküche zu testen. Bisher wuchs sie recht zögerlich, hat mich aber am lebenden Objekt gelehrt, wie sie in allen Phasen der Jahreszeiten aussieht. Nur so war es nun dieses Jahr möglich, dass ich sie überall entdecke, meist in schattigen Waldrändern und bisher immer am Straßenrand. Eine traurige einsame Blüte steht in meinem Gärtchen:
Doch nur wenige hundert Meter die Straße runter stehen Massen davon! Heute habe ich mein Mädesüß erstmals auf seine Tauglichkeit als Teepflanze getestet, und für gut befunden. Sie schmeckt wirklich lecker und soll gegen alle möglichen Zipperlein helfen.
Ohne meine domestizierte Pflanze im Garten hätte ich niemals die wilden Varianten gefunden!
Ich habe euch nun zugetextet mit einem raschen Querschnitt durch meinen Garten. Aber die Botschaft, die mir so wichtig ist, will ich schon seit langer Zeit überbringen:
Wer einen kleinen Flecken Erde beackern kann, der sollte sich heimischer Kräuter annehmen. Sie säen, pflanzen, hegen. Ihren Wuchs kennenlernen, in allen Monaten des Jahres. Und auf diese Weise lernen, dass wir überall von ihnen umgeben sind. Auf der Autobahn und in Straßenritzen. Man muss nur einmal die Augen öffnen, was uns alles von der Natur quasi frei Haus geboten wird. Ich habe wertvolle Pflanzen wie Johanniskraut und Katzenminze schon in Mauerritzen und Bordsteinen der Großstädte gefunden.
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